Die Anfänge 1977



 

Es gibt Hundemenschen und Katzenmenschen. Ich, Wolfgang, bin kein Katzenmensch und so ergab es sich, dass im Juni 1977 nach reiflicher Überlegung bei mir endlich der erste Hund einziehen sollte, ein lange gehegter Kinderwunsch. Nur welcher Hund würde für mich der richtige sein?
Klar war nur von Anfang an, dass es kein Hund der Kategorie Kampfhund sein sollte. Intelligent musste er sein, familiengerecht, knuddelig, wachsam und natürlich auch mutig und treu.
Die Entscheidung war nicht einfach, denn es gibt ja so viele unterschiedliche Hunderassen. Kurzhaar, Langhaar, mittellanges Fell, Beine kurz wie ein Dackel oder doch besser die eines Windhundes? Einen Jagdhund oder vielleicht lieber einen Hütehund?

Bei so vielen unterschiedlichen Eigenschaften war die Entscheidung für einen Superlaien, der ich damals war, nicht leicht zu treffen. Also kaufte ich mir ein Buch über Hunderassen und gleich noch zwei weitere über ihr Wesen und Verhalten. Ich kann es ja ruhig sagen welche: Eberhard Trummler hat sie verfasst, mir in vielen Dingen die Augen geöffnet und meinen Horizont erweitert.
Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Nachdem ich auf diese Weise der Hundereife näher gerückt war, spielte der Zufall beim Hundekauf auch noch eine gewichtige Rolle. Ein unscheinbares Inserat in einer Berliner Zeitung  

               -Hirtenhunde, 10 Wochen alt in Alt Lichtenrade

veranlasste mich 1977 zum Telefon zu greifen um zu fragen: „Welche?“

Die Antwort war für mich äußerst unbefriedigend, da ich mit ihr überhaupt nichts anfangen konnte. “Bergamasker.“ Was ist das denn? Wie sollen die denn aussehen? Ich fuhr also erst einmal los um das zu klären.

Dabei sind mir fast die Augen ausgefallen. In deren Garten wurde ich von zwei langhaarigen, etwas zotteligen Hunden begrüßt. Ihr Fell wogte im Fahrtwind ihres Rumtollens herum wie die harmonisch koordinierten, gleitenden Bewegungen eines riesigen Fischschwarmes. Von dieser Schönheit im Winde war ich sofort derart beeindruckt, dass mir gleich bewusst wurde: die sind es, wenn der Charakter stimmt. Und wie der stimmte!

Die Besitzer erzählten mir irgend etwas von Pastore Bergamasco, italienischen Hirtenhunden, und dass ihren beiden Rassehunden da leider ein Unglück passiert sei.

Deshalb hätten ihre Welpen auch leider keine Papiere. Es gäbe da in Bergamo einen Tierarzt, von dem sie ihre Hunde hätten. Reinrassig. Ich könne mich darauf verlassen.

Mir war das ziemlich egal. Was sollte ich auch mit Hundepapieren und überdies war ich an der ganzen Hundevereinsmeierei nicht interessiert. Alles was ich wollte war nur einen tollen Hund und machomäßig natürlich einen Rüden.

So kam es, dass ein sehr munterer Welpe bald darauf bei mir im Auto saß, und meiner Freundin nach der ersten Kurve auf den Rock kotzte. Glücklicherweise dauerte die Fahrt nicht allzu lange, so dass wir bald darauf etwas nervös, der Hund mit leerem Magen, unser zuhause erreichten.

Der Einzug dort und die erste Nacht mit ihm wird mir ewig unvergesslich bleiben.

Er hat natürlich in den dafür vorgesehenen Flur gepinkelt und uns durch sein anhaltendes Gewimmer vom Schlafen in unserem Hochbett abgehalten. Erst als unsere Matratze mit Uns auch auf dem Boden neben ihm lag, war er zufrieden und hat sich zum Schlafen zusammengerollt.

Seine erste Erziehungsmaßnahme an uns war damit vollbracht und der Beginn einer wunderschönen zehn Jahre währenden Partnerschaft hatte begonnen.

 Wir nannten ihn Schnax.